Gestern Abend hatte ich plötzlich einen interessanten AHA-Effekt und den würde ich gerne mit dir teilen.
Was war passiert?
Ich ging wie jeden Abend nach dem Abendessen in unsere Küche und richtete für meine Hündin Lucy ihr Fressen her. Natürlich brauche ich nicht erwähnen, dass meine verfressene süße Hündin uns selbstverständlich nie von der Seite weicht, wenn einer von uns ihr Fressen herrichtet. Sobald wir mit dem Napf in die Küche gehen, folgt sie uns auf Schritt und Tritt, den Blick dabei immer fest auf den Napf gerichtet.
Ich richtete also ihr Fressen her und ging anschließend mit dem gefüllten Napf zu ihrem Fressplatz, stellte den Napf auch auf den Boden. Das erstaunliche dabei war, dass unsere Lucy sich nicht von ihrem Platz in der Küche wegbewegte, das heißt, sie blieb einfach vor dem Küchenschrank sitzen. Auch als ich sie mehrfach rief und den Napf sogar hochhob, um ihr zu zeigen, dass der Napf schon hier steht, schaute sie mich nur an, kam aber einfach nicht. Ich fing an, mir ernsthaft Sorgen um meinen Goldschatz zu machen, denn wenn Lucy ihr Fressen verweigert, ist das ein Zeichen dafür, dass ihr ernsthaft etwas fehlt… Ein Golden Retriever verweigert nämlich eigentlich nie sein fressen, außer er ist ernsthaft krank… Aber sie hatte den ganzen Tag überhaupt keinen kranken Eindruck auf mich gemacht. Ich ging also in die Küche, um sie zu holen, aber da stand sie plötzlich auf, ging näher zum Küchenschrank und wuffte, als wollte sie mir etwas sagen.
Und da fiel es mir wie Schuppen von den Augen… Normalerweise bekam sie abends immer ja noch ihre Zusätze (Vitamine und Öle) in ihr Futter hineingemischt, da sie ja gebarft wird… Die hatte ich ihr allerdings diesmal ausnahmsweise schon in der Früh gegeben, da ich abends noch ein Meeting hatte und wollte, dass es abends schnell geht… Das konnte Lucy natürlich nicht wissen, und so hat sie mich darauf aufmerksam gemacht, dass ich etwas vergessen habe… Mir blieb also nichts anderes übrig, als ihren Napf noch einmal zu holen und so zu tun, als ob ich die Zusätze noch hinzufüge. Sobald dies erledigt war, war Lucy auch bereit, zu fressen.
Was war eigentlich das Problem gewesen? In Lucys Augen war ich beim Zubereiten des Fressens vom Ritual abgewichen, indem ich die Zusätze einfach weggelassen hatte. Und Lucy hat mich darauf aufmerksam gemacht.
Auch für uns Menschen sind Rituale sehr wichtig. Sie geben uns Struktur, Orientierung und Halt. Viele kleine Rituale, die sich bei uns im Alltag eingeschliffen haben (zum Beispiel putzen wir nach dem Frühstück immer die Zähne, ohne darüber nachzudenken), merken wir gar nicht mehr. Wir haben sie einfach. Andere Rituale feiern wir ganz bewusst (Ostern, Weihnachten, Geburtstage, …). Ganz besonders Kindern gegen diese Rituale auch eine zeitliche Struktur vor, sie können sich besser orientieren. Man könnte fast sagen, Rituale sind die heimlichen, aber sehr wichtigen Helferlein von uns Eltern in der Erziehung unserer Kinder. Wenn du noch mehr über das Thema wissen möchtest, schau dir einfach meine anderen Blogartikel zu den Themen Rituale beim Homeschooling, Rituale im Familienalltag, Rituale bei AD(H)S Kindern an.