„Schon wieder Homeschooling? Ich kann nicht mehr! Es ist so stressig!“
Dein Kind kann sich schon in der Früh beim Blick auf die ganzen Aufgaben, die es heute zu erledigen hat, nicht mehr motivieren, ja es verweigert gar seine Aufgaben ganz? „Mama, das sind viel zu viele Aufgaben; das schaffe ich nie!“
Dein Kind schafft es nicht, sich zu konzentrieren und braucht ewig, um all die Aufgaben zu machen?
Dein Kind bleibt keine 10 Minuten ruhig am Tisch bei seinen Aufgaben sitzen?
Dein Kind wird ständig von seinem Spielzeug oder den kleinen Geschwistern abgelenkt?
Ja, die Zeit des Homeschoolings ist für viele Familien echt anstrengend und herausfordernd. Denn neben dem alltäglichen Kampf wegen des Homeschooling, müssen Eltern ja auch noch selbst arbeiten. Und der Haushalt erledigt sich ja auch nicht von allein. Da ist es nicht verwunderlich, dass du so wie viele andere Mütter oder Väter ans Ende deiner Kräfte kommst.
Ich weiß, wie du dich fühlst, denn so ging es mir vor einem Jahr auch. Schnell wurde mir klar, dass wir als Familie etwas ändern müssen, denn so wollte ich nicht weitermachen. Also habe ich den Familienrat einberufen und wir haben uns überlegt, was wir als Familie brauchen, damit wir gut durch das Homeschooling kommen.
Herausgekommen sind dabei 11 wertvolle Tipps, die ich gerne an dich weitergeben möchte, denn mit diesen Tipps haben wir als Familie ganz tolle Erfahrungen gemacht.
1. Strukturiert den Tagesablauf
Gerade in dieser turbulenten, außergewöhnlichen Zeit sind Kinder beunruhigt und suchen Halt, ist doch ihr gewohnter Alltag, so wie sie ihn eigentlich kennen, völlig aus der Bahn geraten. Die Kinder gehen morgens nicht mehr in die Schule, sondern lernen daheim, der Sport im Verein findet nicht statt, Freunde kann man nicht treffen, und Mama ist auch ständig im Stress. Kinder brauchen einen festen, strukturierten Tagesablauf. Dies gibt ihnen Halt und Orientierung.
Wir haben also unseren Homeschooling-Tagesablauf neu strukturiert. Dabei waren uns feste Aufsteh-, Schlafens- und Mahlzeiten besonders wichtig, jedoch haben wir die Zeiten an unsere Situation und Bedürfnisse angepasst.
Da meine Kinder gerne etwas länger in der Früh schlafen, haben wir beschlossen, unter der Woche pünktlich um 09:00 Uhr mit dem Homeschooling zu beginnen. Dies kam auch mir sehr entgegen, denn so konnte ich schon bevor ich die Kinder weckte, einen Teil meiner Hausarbeit erledigen. Zwar beginnt die Schule eigentlich um 08:00 Uhr morgens, jedoch hatten meine Kinder da keine Videokonferenz, so dass es durchaus möglich war, etwas später aber dafür eben ausgeschlafen, mit dem Homeschooling zu beginnen.
Nach dem Mittagessen gehen wir immer eine Stunde an die frische Luft. Dies macht den Kopf so schön frei, und die Kinder können sich danach wieder mit voller Energie an die Hausaufgaben setzen (denn auch die sind ja meistens in den Wochenplänen eingetragen und müssen im Homeschooling gemacht werden).
Die Zeit, die bis zum Abendessen bleibt, verbringen wir spielend und abwechslungsreich. Es kann da auch schon einmal sein, dass wir alle gemeinsam zum Beispiel „Sockenmemory“ spielen oder etwas besonderes backen. Nach dem Abendessen geht es für alle Kinder pünktlich ins Bett, denn so haben Papa und Mama noch Zeit, sich um andere wichtige Dinge zu kümmern und ein wenig auszuspannen.
2. Der richtige Lernort für dein Kind
Damit dein Kind seine Aufgaben in Ruhe und konzentriert erledigen kann, ist es wichtig, den richtigen Lernort für dein Kind zu finden. Dies muss nicht immer der Schreib- oder Küchentisch sein, denn auch in der Schule haben die Kinder teilweise die Möglichkeit, den für sich richtigen Lernort für die jeweilige Aufgabe zu wählen. Warum sollte dein Kind seine Aufgaben also auch nicht auf dem Fußboden oder im Garten machen dürfen, solange es sie ordentlich macht? Wichtig ist nur, dass der Lernort visuell ordentlich ist, denn von äußerem Chaos umgeben hat man keine innere Ruhe, um gut zu lernen.
3. Rituale
Auch Rituale geben uns Struktur. Wir beginnen die Lernzeit immer mit einem gemeinsamen kleinen, lustigen Spiel. Auf diese Weise wird das Lernen etwas Positiven verknüpft und der Lernstart fällt gleich leichter.
Jeden Tag beenden wir die Lernzeit damit, dass wir die Schulsachen für den nächsten Tag herrichten (z.B. Stifte spitzen, Arbeitsblätter bereitlegen, …) und im Anschluss daran wieder ein kleines Spiel machen.
4. Motivation
Wir hatten oft das Problem, dass meine Tochter beim Blick auf den Wochenplan sagte: „Mama, so viele Aufgaben schaffe ich nie! Da brauch ich ja gar nicht anzufangen!“ Ich überlegte also gemeinsam mit meiner Tochter, wie wir den großen Packen in kleine Lerneinheiten verpacken könnten.
Ergebnis der Überlegungen waren zwei Gläser: das „Zu tun-Glas“ und das „Geschafft-Glas“. Für jede Aufgabe, die erledigt werden muss, kommt jeweils ein farbiger Muggelstein (bei uns steht jede Farbe für ein Schulfach: Mathe ist bei uns blau, Deutsch ist rot und HSU ist grün) in das „Zu tun-Glas“. Anschließend nimmt sich meine Tochter einen Muggelstein aus dem Glas heraus und erledigt die Aufgabe. Sobald meine Tochter mit der Aufgabe fertig ist, kommt der Muggelstein in das „Geschafft-Glas“. Diese Schritte wiederholt meine Tochter so oft, bis es alle Muggelsteine vom „Zu tun-Glas“ ins „Geschafft-Glas“ geschafft haben, natürlich nicht ohne zwischendurch immer wieder Bewegungspausen (hierfür fischt sie immer eine Karte mit Bewegungsübungen aus dem „Bewegungsglas“) einzulegen.
5. Fit mit Bewegungspausen
Immer dann, wenn meine Kinder eine kurze Pause machen, fischen sie aus dem Bewegungsglas eine Karte mit einer Bewegungsübung blind heraus und machen dann natürlich die Übung. Auf diese Weise bleibt es immer in bisschen spannend, welche Bewegungsübung als nächste drankommt. Diese Pausen machen allen Spaß, denn oft mache ich einfach mit und wir lachen viel dabei. Gleich nach der kurzen Bewegungspause und ggf. einem kleinen Snack geht es mit der nächsten Aufgabe schon weiter.
6. Energie fürs Gehirn
Natürlich darf auch der gesunde Snack, der das Gehirn mit ausreichend Energie zum Lernen und Denken versorgt, nicht fehlen. Ein leckeres Obst erfrischt zum Beispiel und schmeckt dabei auch noch mega-lecker, bei Walnüssen zum Beispiel liegt es auf der Hand, dass sie für unser Gehirn super sind, sehen sie doch fast wie ein Gehirn aus.
7. Nicht alles muss perfekt sein – Fehler sind erlaubt!
Würden wir niemals Fehler machen, wären wir zwar alle perfekt, aber eben keine Menschen mehr. Fehler sind unsere Freunde und es ist gut, dass wir Fehler machen, denn so erhalten wir (und auch die Lehrer!) die wichtige Rückmeldung, was noch nicht verstanden wurde und noch einmal näher angeschaut werden sollte. Erlaube also deinem Kind ruhig Fehler zu machen, erwarte keine Perfektion. Fehler macht es auch in der Schule und ohne Fehler ist ein Lernen nicht möglich. Die Lehrerin darf ruhig die Fehler deines Kindes sehen, denn nur so bekommt sie das Feedback, ob der Lernstoff wirklich verstanden wurde, oder o sie da noch einmal nachsteuern muss. Natürlich darfst du dein Kind auch auf den einen oder anderen Fehler aufmerksam machen. Dabei ist es aber wichtig, den Fehler nicht zu verteufeln, sondern positiv und konstruktiv damit umzugehen.
8. Belohnung muss sein!
Mit Belohnungen sind hier aber keinesfalls Geschenke mit großem Wert gemeint. Vielmehr geht es darum, das Erreichte positiv zu Verstärken und gemeinsam eine tolle Zeit zu verbringen. Eine Möglichkeit ist es zum Beispiel, mit deinem Kind zu vereinbaren, dass ihr, wenn alle Aufgaben erledigt sind, gemeinsam einen leckeren Kuchen backt (meine Tochter liebt backen) oder ein kleines Picknick in einem Zimmer eurer Wahl macht.
9. Lernen ganz nebenbei!
Auch bei alltäglichen Aufgaben, die dabei auch noch Spaß machen, lernt es sich ganz leicht nebenbei. Neulich haben wir zum Beispiel für mein Auto ein Mardergitter gebaut. Meine Tochter durfte also nicht nur mit Werkzeug hantieren, sondern hat nebenbei auch noch den Umgang mit dem Meterstab sowie die Maßeinheiten gelernt.
Auch beim Kochen oder Backen lassen sich Maßeinheiten üben. Wenn mein Sohn mit mir backt, übe ich auch gleich die Volumenberechnung mit ihm, da er derzeit in der 6. Klasse ist. Seine Meinung dazu: „So macht Mathe Spaß und ich weiß wenigstens, wofür ich es brauchen kann.
10. Freizeit „sinnvoll“ verbringen
Ja, es ist verführerisch die Kinder vor ein Tablet zu stecken, denn die Ruhe, die man dann als Eltern hat, ist einfach wunderbar. Achte aber darauf, dass deine Kinder nicht mehr als 30 Minuten pro Tag mit digitalen Medien verbringen (nutze hier einen Wecker, damit dem Kind klar ist, wann die 30 Minuten vorbei sind und es dann keine ewigen Diskussionen gibt), denn dies geht zu Lasten der Konzentrationsfähigkeit deiner Kinder. Macht gemeinsam zum Beispiel einen tollen Spaziergang. Falls deine Kinder keine Spaziergänge mögen, lade sie zu einer Schatzsuche ein und macht Geocaching. Mittlerweile gibt es viele tollen Apps, mit denen man sich sehr leicht auf die Suche nach den versteckten Schätzen begeben kann und die Schätze sind meist gar nicht weit von deinem Zuhause entfernt.
11. Achte auf dich!
Das ist vielleicht der wichtigste Tipp, den ich dir mit auf den Weg geben kann. Es ist unglaublich wichtig, dass du als Elternteil gut auf dich achtest und in dich hineinhorchst, was du in dieser anstrengenden Zeit brauchst und willst. Nur wenn du deine Bedürfnisse kennst und dir diese auch zugestehst, dir dafür bewusst Zeit nimmst, kommst du deutlich entspannter durch diese Zeit. Schaffe dir bewusst kleine Auszeiten, in denen du keine Störungen möchtest. Das kannst du deinen Kindern gut kommunizieren und du wirst sehen, sie werden das verstehen. Ich zum Beispiel gönne mir nach dem Mittagessen immer eine Tasse Kaffee oder Tee in Ruhe ohne Kinder und Störungen (das wissen meine Kinder und es klappt prima) mit einem kleinen Stückchen Schokolade. Abends drehen mein Mann und ich die Gassirunde mit unserer Hündin gemeinsam und genießen die Gespräche dabei sehr.